Fair Trade
Fair Trade Town – Ein Muss für Winterthur!
Das Fair Trade Label ist eine Auszeichnung, die Städten und Gemeinden verliehen wird, die sich für den fairen Handel engagieren. Fairer Handel steht für langfristige und faire Handelbeziehungen, stabile und transparente Preise, soziale Arbeitsbedingungen und nachhaltige Anbaumethoden. Mit der Förderung des fairen Handels wird weltweit vor allem den Kleinproduzenten geholfen, ihre Lebensbedingungen aus eigener Kraft zu verbessern.
Um die Auszeichnung zu erhalten, muss eine Stadt/Gemeinde fünf Kriterien erfüllen:
- Die Stadt/Gemeinde bekennt sich zu fairem Handel
- Eine Arbeitsgruppe koordiniert das Fair Trade-Engagement
- Detailhandel und Gastronomie bieten Fair Trade-Produkte an
- Institutionen und Unternehmen verwenden Fair Trade-Produkte
- Durch Öffentlichkeitsarbeit wird der faire Handel der Bevölkerung näher gebracht
In Winterthur erfüllen der Claro-Weltladen, Rägeboge und Tofulino als Detailhandelsgeschäfte und die SV (Schweiz) AG als Gastronomiebetrieb bereits das 3. Kriterium.
Bezüglich dem ersten Punkt hat die Grüne Winterthurer Gemeinderätin Anita Hofer, gemeinsam mit anderen Parteien eine Interpellation mit diesen Fragen an den Stadtrat eingereicht: Was unternimmt die Stadt Winterthur, um das Fair Trade Label zu erreichen beziehungsweise sich dafür zu bewerben? Die Antwort des Stadtrats fiel mehr als enttäuschend aus. Das Projekt wird unter anderem wegen der finanziellen Lage Winterthurs nicht weiterverfolgt.
Anlässlich eines in Winterthur durchgeführten Launch-Events von Fair Trade Town haben wir von Hannah Rüther, Botschafterin Fair Trade Deutschland, über das Engagement in Deutschland erfahren. So hat z.B. die Stadt Ulm im März dieses Jahres die Auszeichnung erhalten. 41 Einzelhandelsgeschäfte und 29 Gastrobetriebe haben sich zu Fair Trade bekannt. Der Weltladen präsentiert dort seine fair gehandelte Mode auf dem Laufsteg. Im Studentenwerk Ulm wird an die Studierenden bereits seit Jahren nur noch Kaffee aus fairem Handel angeboten. Deutschlandweit wird in Schulen Fair Trade praktiziert. SchülerInnen und Lehrpersonen engagieren sich auf vielfältige Weise dafür.
Was der faire Handel bewirken kann hat Grace Cherotich Mwangi, Supervisorin bei «Karen Roses» in Kenia, am Anlass in Winterthur aufgezeigt. Grace hat dadurch den Karrieresprung von der Arbeiterin zur Supervisorin geschafft. Ihre Kinder können die Schule besuchen und das Wichtigste: sie haben sauberes Wasser.
Sauberes Wasser, Schulbildung, Kleidung und die vielen «kleinen und grösseren» Dinge, die unseren Alltag bereichern sind für uns selbstverständlich. Eigentlich sollten wir andere auch etwas daran teilhaben lassen. Stattdessen wird in Billig-Ladenketten eingekauft. Natürlich: Beim Essen und bei der Kleidung muss gespart werden. Sonst können wir uns die Ferien in einem Land wie Kenia, wo sauberes Wasser alles andere als selbstverständlich ist, ja nicht mehr leisten!
Wenn man sich bewusst wird, in welchem Wohlstand wir hier leben dürfen, ist es schon bedenklich, dass sich der Winterthurer Stadtrat hier überhaupt nicht engagieren will. Noch viel bedenklicher allerdings ist, dass die bürgerlichen und neue Mitte-Politiker nicht bereit sind, der Regierung auch für solche Aktivitäten ein klein wenig Reservemittel zur Verfügung zu stellen.
Renate Dürr