Masterplan Photovoltaik

So 26.06.16

Die Grünen/AL fordern mit einem Paket von Vorstössen im grossen Gemeinderat eine stärkere Nutzung des brachliegenden Potentials zur Gewinnung von Strom aus der Sonnenenergie. Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern hinkt die Schweiz und auch Winterthur hier weit hinterher. Die Stadt Winterthur mit dem Energielabel Gold kann und sollte auch bei der lokalen Produktion einen starken Beitrag zur Energiewende leisten. Strom aus der Sonne bzw. von unseren Dächern kann heute vielfach schon wirtschaftlich geerntet werden und entlastet dank zunehmend eigener Nutzung auch die Verteilsysteme.

Kürzlich zeigte eine Studie der schweizerischen Energiestiftung auf: Die Schweiz schneidet bei der pro Kopf-Produktion von Strom aus Sonne und Wind schlecht ab. Für die Nutzung der Windkraft sind die Verhältnisse in der Schweiz nicht besonders ideal. Auch fehlen teilweise noch die gesetzlichen Grundlagen. Ganz anders bei der der Photovoltaik (PV), also dem Strom aus der Sonnenenergie. Hier nutzen wir das Potential mehr schlecht als recht. Von geschätzten möglichen gut 20% (am gesamten Verbrauch) liegen wir noch immer unter 2%. In Deutschland ist es landesweit fast viermal mehr. Und da sind erst jene Potentiale erfasst, die sich mit der heutigen, verfügbaren Technologie auf den bestehenden, bereits versiegelten Flächen über die Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren auch wirtschaftlich rechnen.

Die bereits jetzt schon stark limitierten Fördermittel der eidgenössischen KEV drohen trotz Energiekonzept 2050 des Bundes noch weiter unter Druck zu geraten. Aufgrund der aktuell weiterhin tiefen Energiepreise kommen damit viele ausführungsreife Projekte wieder auf die lange Bank und der Umstieg auf erneuerbare Energien wird verzögert. Je länger wir aber zuwarten, desto teurer wird der Umstieg, volkswirtschaftlich betrachtet zu stehen kommen. Dass die Preise für PV-Zellen weiterhin so stark sinken wie in der Vergangenheit ist unwahrscheinlich. Die Fertigung ist heute bereits hoch optimiert. Andererseits entstehen durch die weiterhin intensive Nutzung der atomaren und fossilen Energie immer grössere Folgeprobleme und -kosten (atomare Abfälle und Endlagerung, Klimaerwärmung durch CO2 Emissionen, steigende Gestehungskosten aufgrund immer aufwändigerer Gewinnung). Zu deren Begrenzung sollten wir jetzt auf andere Technologien umsteigen. Schliesslich: Strom ist für die Zukunft eine Schlüsselenergie und wird insbesondere auch im Bereich der Wärme- und Kälteerzeugung eine wichtige Ergänzungsrolle beim Ersatz der fossilen Energien spielen (Stichwort Wärmepumpen).

Die Stadt Winterthur hat bei der Produktion von PV-Strom in den letzten Jahren zwar etwas zulegen können. Aktuell (2015) liegen die Zahlen von Stadtwerk bei rund 1.5% (verkaufter Strom, die Zahlen der gesamten lokalen Produktion liegen uns nicht direkt vor). Gemessen am Potential, dass nur schon alle kommunalen Dachflächen beinhalten, ist das noch immer ein kleiner Betrag. Dank der Publikation des Solarkatasters im Internet kann sich jeder leicht selbst einen Eindruck davon verschaffen.

Mit einem Paket von drei Vorstössen (siehe Kasten rechts) soll dieses Potential zur Produktion von erneuerbarer Energie besser genutzt werden. Zum einen soll die Stadtverwaltung aufzeigen, wie der Ausbau der Dachflächennutzung für die rund 1000 stadteigenen Liegenschaften systematisch vorangetrieben werden kann. Zum anderen soll – in Ergänzung zum Förderprogramm für die energetischen Gebäudesanierungen – die Erstellung von Solaranlagen auf privaten oder gewerblichen Dächern mit einem lokalen Beitrag unterstützt werden. Dies unter anderem auch als Kompensation des kontinuierlichen und energiepolitisch noch viel zu frühen Rückgangs der übergeordneten KEV-Förderung. Schliesslich regen wir an, auch für andere öffentliche Anlagen, wie z.B. versiegelte Fuss- und Velowege den Einbau von PV-Zellen zu prüfen, wie das beispielsweise in Holland schon erfolgreich umgesetzt wurde.

26. Juni 2016, Reto Diener, Gemeinderat Grüne