Es braucht eine starke Fachstelle

Di 14.07.15

Stellen Sie sich vor, ihre Chefin ist gehbehindert, 55 Jahre alt, trägt einen albanischen Namen und ist lesbisch. Eine solche Chefin gibt es nicht und wird es kaum je geben, werden Sie erwidern. Da gebe ich Ihnen vollständig recht. Aber wieso eigentlich nicht? Formal haben alle genannten Personengruppen (Frauen, Homosexuelle, Menschen mit Migrationshintergrund, Behinderte, Ältere und so weiter) mit gleichwertiger Ausbildung dieselben Chancen auf eine höhere Kaderfunktion wie jüngere, heterosexuelle Männer mit Schweizer Namen.

Die Realität sieht leider ganz anders aus. In der Stadtverwaltung beträgt der Frauenanteil in Kaderfunktion 30 Prozent, in Nichtkaderfunktion aber 62 Prozent. Bei den übrigen genannten Personengruppen existiert meines Wissens keine Statistik, weshalb ich die Frauen herausgreife. Es wird ähnlich schlecht aussehen.

Um hier eine bessere Durchmischung zu erreichen, hilft das sogenannte Diversity Management. Dabei handelt es sich um ein Konzept der Unternehmensführung, das die Verschiedenheit der Beschäftigten beachtet und zum Vorteil aller Beteiligten, also sowohl der Beschäftigten als auch des Betriebes, nutzen möchte.

Damit es unsere am Anfang erfundene Chefin in der Stadtverwaltung eines Tages geben kann, braucht es neben dem Wissen der jetzigen Vorgesetzten um die ganze Problematik eine starke Fachstelle Chancengleichheit und Gleichstellung. Denn: Gemischte Teams funktionieren besser und führen wirtschaftlich zu einem besseren Ergebnis.

Doris Hofstetter, Gemeinderätin Grüne Winterthur