Eine Kulturstadt braucht Kunst am Bau!
Jedes Mal, wenn ein grösseres Bauprojekt in Winterthur ansteht, taucht die Frage nach der Kunst am Bau auf. So jetzt beim Polizeigebäude. Im Baukredit von 82.1 Mio. sind 500'000 für Kunst am Bau enthalten.
Diverse Politiker regen sich nun plötzlich darüber auf. Doch was ist das Ziel von Kunst am Bau? Das Ziel ist ein Kunsterlebnis ausserhalb von den traditionellen Kunstinstitutionen. Es soll auch ein kunstfernes Publikum angesprochen werden. Kunst am Bau soll Denkprozesse auslösen. Gute Kunst am Bau ist immer ortsspezifisch.
Viele haben sich über den rostigen und ausgebeulten Höllenzaun bei der Kehrrichtverbrennungsanlage aufregt. Für mich zieht dieses Werk seinen Standort ausgezeichnet mit ein. Was bringen wir in die Kehrrichtverwertungsanlage? In der Regel ausgebeulte und vom Verbrauch gezeichnete Gegenstände. Darum ist der Zaun nicht aus glänzendem Stahl, sondern rostig und verbeult.
Nicht nur die Stadt, sondern auch Firmen und Baugenossenschaften leisten sich Kunst am Bau. Winterthur behauptet von sich eine Kulturstadt zu sein. Darum gehört Kunst am Bau einfach dazu!
In der Regel wird 1% der Bausumme für Kunst am Bau verwendet. Im Fall des Polizeigebäudes ist es klar weniger. Darum sind vorgesehenen 500'000 nicht viel, sondern wenig. Dass sich nun ausgerechnet die flammenden Befürworter des Polizeigebäudes – kurz vor der Abstimmung - über die vorgesehenen 500'000 beschweren, ist fragwürdig. Es gibt Zeiten zum Reden und Zeiten zum Schweigen. Vorliegend wäre Schweigen schlauer gewesen.
Winterthur, 3. November 2016, Christian Griesser, Gemeindrat