Schottergärten: Ein fragwürdiger Trend
Zunehmend vermehrt sich ein Gartentyp, der nichts mit einer traditionellen Gartengestaltung zu tun hat: Der Schottergarten.
Schottergärten sind Flächen, die vor allem mit Schotter in unterschiedlicher Grösse bedeckt sind. Der Schotter macht einen wesentlichen Teil der Bodenbedeckung aus, denn eine Bepflanzung fehlt meist gänzlich. Ein besonderes Ziel ist die Bekämpfung des Unkrautes, das in solchen Einöden nicht wachsen soll. Damit dies verhindert werden kann, wird zuerst die gesamte Humusschicht abgetragen, der Boden mit einem Vlies bedeckt und dann der Schotter verteilt. Durch das - auf den ersten Blick nicht erkennbare - Vlies wird der Boden versiegelt.
Für Tiere und Pflanzen bieten Schottergärten kaum Lebensraum und je nach grösse des Gartens werden Lebensraumvernetzungen unterbrochen.
Neben den bereits genannten Nachteilen wirken sich Schottergärten negativ auf das Mikroklima aus. Die Schottersteine heizen sich auf und strahlen so zusätzliche Hitze ab, während dem Pflanzen durch die Verdunstung die Umgebung befeuchten und die Luft kühlen. Insbesondere unter Berücksichtigung der – infolge des Klimawandels – vermehrt auftretenden Hitze- und Trockenperioden ist dieser Nachteil nicht zu unterschätzen. Zudem absorbieren Städte aufgrund der intensiveren Bebauung ohnehin mehr Sonnenstrahlung und heizen sich stärker auf. Statt Schottergärten bewirken Grünflächen und Bäume eine willkommene Abkühlung. Darum sind Grünflächen und Bäume aus klimatischen Gründen vorzuziehen. Schliesslich ist zu berücksichtigen, dass Schottergärten häufig ästhetisch minderwertig sind.
Schottergärtenbefürworter weisen immer wieder auf die Pflegeleichtigkeit hin. Dieses Argument ist jedoch trügerisch, denn pflegeleicht sind Schottergärten nur in den ersten Jahren. Schon nach drei bis zehn Jahren beginnen Wildkräuter und Unkraut zu wachsen. Sogar wenn unter dem Schotter ein Vlies verlegt wurde, wächst Unkraut.
Als Alternative zu einem Schottergarten bieten sich Ruderalflächen oder Trockenmauern an.
Ruderalflächen sind Trockenstandorte mit Sand, Kies oder Schotter, auf denen unter kargen Bedingungen Pionierpflanzen wachsen. Ein natürliches Beispiel einer solchen Fläche ist ein Flussbett. Ruderalflächen leisten einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung und Förderung unserer faunistischen und floristischen Diversität. Neben einheimischen Wildpflanzen fühlen sich hier Eidechsen und verschiedene Insekten wie Wildbienen und Heuschrecken wohl. Ruderalflächen sind einfach anzulegen und darum vergleichsweise kostengünstig.
Trockenmauern sind Mauern, die aus Natursteine gebaut sind. Trockenmauern bieten ebenfalls Unterschlupf und Nistplätze für Eidechsen, Wildbienen und weitere Kleinlebewesen. Sie sind auch Lebensraum für verschiedenste trockenheitsliebende Pflanzen. Besonnt entsteht an und um eine Trockenmauer ein warmes und trockenes Mikroklima, das vielen mediterranen Küchenkräutern wie Salbei, Rosmarin und Thymian einen perfekten Standort bietet. Zudem eignen sich Trockenmauern besonders gut zur Terrassierung und Gliederung des Gartens.
Falls Sie – nach wie vor – mit einem Schottergarten liebäugeln und Ihnen die erwähnten ökologisch negativen Aspekte unwichtig sind, dann bitte ich Sie sich genau mit den Folgekosten eines Schottergartens zu befassen. Jeder Schottergarte ist längerfristig ein Dauerauftrag für Ihren Gärtner. Er wird sich darüber freuen. Ihnen wird die Freude an einem langweiligen, langfristig teuren und ökologisch bedenklichen Schottergarten früher oder später vergehen.
Winterthur, 6. Juli 2017, Christian Griesser, Gemeinderat und Fraktionspräsident Grüne Winterthur