«Klima Gold» in der Stadtverwaltung

Fr 11.11.22

Haben Sie verstanden, was Urs Bänziger (FDP) in seinem Polittalk «Ungelöste Zielkonflikte» von letzter Woche eigentlich sagen wollte? Hier der Versuch einer kurzen Replik mit Klärung zum Dossier «Klima Gold».

PV-Strom ist auf lange Sicht der einzige erneuerbare Strom, der künftig in der Region in grösseren Mengen geerntet werden kann. Nur schon das Potenzial auf überbauten Flächen, sprich mehrheitlich Dächer, ist erst zu rund 5% ausgeschöpft. Richtig: Der Solar-Strom hat einen etwas höheren Fussabdruck als jener aus der Wasserkraft, v.a. weil die PV-Module vielerorts noch mit dreckigem Strom produziert werden. Der Fussabdruck ist aber heute schon deutlich kleiner wie beim Strom aus der Kehrichtverwertung (KVA), dem aktuell grössten Winterthurer Strom-Kraftwerk.

Es ist etwas Schlaumeierei, diesem den Wert Null zuzuweisen. Rund 50% des verbrannten Mülls ist fossilen Ursprungs. Der «Klima Bronze» Strom (mit hohem KVA-Anteil) hat damit effektiv den viel grösseren ökologischen Abdruck als der «Klima Gold» Strom (mit hohem PV-Anteil). Der «Klima Silber» Strom andererseits hat den kleinsten, weil er sich zum grössten Teil aus Energie aus der Wasserkraft zusammensetzt. Jedoch, und das ist der springende Punkt, bei beiden gibt es kein nennenswertes Potenzial zum lokalen Ausbau. Ganz im Gegensatz, wie oben ausgeführt, zum PV-Strom. Schliesslich: Die CO2-Kompensation bei «Klima Gold» ist zweckmässig, denn damit können jetzt noch aktiv Projekte gefördert werden, um rascher Netto-Null zu erreichen!

Fazit: «Klima Gold» Strom ist Vorbild und Anreiz für den Ausbau der künftigen Stromversorgung von Winterthur. Deshalb soll die Stadtverwaltung diesen selbst beziehen. Die Mehrkosten dafür sind sozialverträglich finanziert. Ich werde selbst meinen Restanteil – neben der eigenen PV-Anlage – auch daraus beziehen, denn es führt kein Weg daran vorbei, das PV-Potential stärker zu nutzen.

 

Kolumne in der Winterthurer Zeitung
von Reto Diener, Stadtparlamentarier und Co-Präsident