Wärmenetze: Handbremse lösen
Der Ausbau der öffentlichen Wärmeversorgung in Winterthur geht viel zu zögerlich vorwärts. Einer der Hauptgründe ist nach wie vor die fehlende Bereitschaft von Stadtwerk zur Investition in neue Wärmezentralen.
Schon seit 2011 gibt es den Planungsauftrag für Wärmenetze in den Gebieten Neuwiesen bis Wülflingen (eines der grössten potentiellen Entwicklungsgebiete). Das dazu einst aufgelegte Projekt Aquifer wurde 2017 allerdings kleinmütig eingestampft. Seither werkelt man zwar an der Erweiterung des Fernwärmenetzes der Kehrichtverwertungsanlage (KVA) in Richtung Neuwiesen und eine erste kleine Etappe wurde beschlossen.
Das genügt aber bei Weitem nicht. Für Netto-Null der Wärmeversorgung bis 2040 muss in diese Arbeiten ein Quantensprung hinein. Wir können nicht bis 2030 auf den Baustart für die Etappe Grundwasserwärmenutzung warten. Genau das aber wird in der Antwort auf meinen Vorstoss im Parlament vom Stadtrat vorgeschlagen. Seit der «Beerdigung» von Aquifer hatte die Klimaallianz immer wieder gefordert, diesbezüglich ein neues Projekt vorzulegen. Stattdessen soll lediglich das Fernwärme-Leitungsnetz in das Quartier Neuwiesen weiter vorangetrieben werden.
Der Netzausbau ist richtig und wichtig. Es müssen aber parallel dazu nun auch die physischen Räume, das Geld und die Planungsressourcen für neue Wärmezentralen-Infrastrukturen gesichert und gesprochen werden. Der notwendige Zusammenschluss mit der Wärme von der KVA wie auch die Weiterentwicklung in Richtung Wülflingen kann sonst nicht rechtzeitig umgesetzt werden.
Es ist allen Beteiligten klar, dass die KVA allein nicht genügend Wärmepotential hat. Insbesondere im Winter müssen zusätzliche Wärmequellen her. Während die Stadt Zürich, mit einem Kredit von einer halben Milliarde und bereits sehr weit vorangetriebenen Planungen, soeben die Zusage zur Versorgung auch mit See- und Grundwasserwärme (neue Wärmezentralen) beim Volk abgeholt hat, steht Stadtwerk Winterthur noch immer auf dem Schlauch. Wann kommt die entsprechende Vorlage in Winterthur? Handbremse bitte lösen!
Kolumne in der Winterthurer Zeitung, von: Reto Diener, Stadtparlamentarier