Schöne neue Verkehrswelt
Für einmal schauen wir mit Vorfreude und Begeisterung in die Zukunft der Verkehrswelt. Ich gehöre zu jenen Grünen, die sich auf den Tag freuen, an dem es die Grünen nicht mehr braucht. Noch sind wir nicht so weit – ich bin aber sicher, dass wir darauf zusteuern. Warum ich da so optimistisch bin, lesen Sie in den folgenden Zeilen.
Zurzeit verschlinge ich geradezu alle Informationen rund um die Elektromobilität. Und was da auf mich einprasselt ist durchaus erfreulich: Tesla Motors verkaufte in der Schweiz im laufenden Jahr nicht nur die meisten Elektroautos, sondern im Segment der Luxusklasse mehr als alle anderen Automarken Benzinautos. Denn wer rechnen kann, entscheidet sich für Strom: Ein Elektromotor ist locker fünf Mal effizienter. Die Batteriespeicher sind extrem leistungsfähiger geworden und die Elektronik ist raffiniert und einfach zu bedienen. Die Stromversorgung ist dank verteilter Erzeugung und intelligenter Netze fit für den Wandel. Die Ausdehnung auf Alltagsautos ist nur noch eine Frage von kurzer Zeit.
Elektromobilität – jetzt geht es richtig los
Interessanterweise haben nicht die klassischen Autobauer die Nase vorn, die ihre bestehenden Benzinautos mit einem Computer und Elektromotor ausrüsten, sondern Computerhersteller die an ihre Geräte vier Räder montieren. Dieses Phänomen ist aber aus allen revolutionären Umbrüchen in der Industrie bekannt: Es sind die innovativen Neueinsteiger, die einer revolutionären Technik zum Durchbruch verhelfen – nicht die etablierten Firmen, die sich an ihre bisherigen Geschäftsmodelle klammern.
Volkswagen hat mit ihrem Dieseldebakel eine einmalige Chance: Sie werden wohl eine der wenigen überlebenden Autobauer sein, weil sie heute das Steuer herumreissen müssen. Alle andern werden voraussichtlich mit ihrer zögerlichen Wende zur Elektromobilität untergehen. Meine Prognose: In 10 Jahren sind mehr als 95 % aller Autos mit Strom betrieben. Doch damit nicht genug.
Die Zeichen stehen auf Revolution
Weltweit prognostizieren Verkehrsforscher, dass sich die selbstfahrenden Autos durchsetzen werden. Auch hier sind neue Player im Automarkt führend: Google, Apple und Uber stellen zurzeit eine Hundertschaft an Ingenieuren ein, die sich mit elektronischer Kartographie, Bildanalyse und künstlicher Intelligenz für Fahrzeuge auskennen. Dies tun sie nicht, weil das gerade eine Modeströmung wäre – dafür sind diese Firmen viel zu stark auf den Markt ausgerichtet. Uber beispielsweise hat ausserhalb der USA grosse Probleme, ihren Fahrtenvermittlungsdienst mit den verschiedenen Arbeitsgesetzgebungen in Einklang zu bringen. Was liegt näher, als Fahrzeuge zu entwickeln, die nicht mehr von Menschen gesteuert werden?
Diese neue Technik wird uns schneller, zuverlässiger und vor allem viel sicherer ans Ziel einer Reise bringen, als dies heute mit einem eigenhändig gesteuerten Auto der Fall ist. Dabei übernehmen diese Fahrroboter die Feinverteilung. Lange Strecken, wie beispielsweise Winterthur – Bern können einfacher mit dem Zug bewältigt werden. Vom Hauptbahnhof zur Winkelgasse wird uns aber eine dieser selbstfahrenden Kabinen bringen.
Weil diese Fahrzeuge vor allem fahren und nicht parkieren, braucht es viel weniger Parkplätze. Diese sind eigentlich nur noch als Stationen zum längerfristigen Nachladen der Akkus nötig und können in peripheren Lagen angeordnet sein. Die Diskussionen um Anzahl Parkplätze werden überflüssig sein. Auch wenn sich viele diese neue Welt des Verkehrs noch nicht plastisch vorstellen können; in 15 Jahren werden wir alle per Smartphone das nächste Robotertaxi ordern, das uns schnell, günstig und sicher ans Ziel bringt.
Jürg Altwegg, Gemeinderat Grüne Winterthur