Städte-Initiative Gegenvorschlag
Die Grünen Winterthur begrüssen die Absicht des Stadtrates, die Zielsetzungen der Städte-Initiative zu unterstützen. Mit Ergänzungen im kommunalen Richtplan - so der Gegenvorschlag des Stadtrates - sollen dafür Grundlagen geschaffen werden. Diese bleiben allerdings zu unverbindlich und enthalten mit Ausnahme der expliziten Erwähnung neuer Entlastungsstrassen keinerlei konkrete Ziele. Das ist zuwenig!
Bereits das regionale Verkehrskonzept (rGVK) aus dem Jahre 2005 fordert eine Erhöhung des öV-Anteils in der Region um 6 Prozentpunkte. In der Stadt muss diese Verschiebung höher liegen, damit sie in der ganzen Region zuverlässig erreicht werden kann. Es ist unverständlich, dass sich die Stadtregierung nicht auf konkrete Zielvorgaben einlassen will. Diese sollen erst im Rahmen des städtischen Gesamtverkehrskonzeptes (sGVK) entstehen. Es fehlen einmal mehr der politische Mut und die Weitsicht für klare Vorgaben. Ein sGVK ohne konkrete politische Rahmenbedingungen bleibt ohne Legitimation. Ein Richtplan mit Detail-Festlegungen ausschliesslich von weiteren Strassenprojekten kann nicht im Sinne der eidgenössischen und kantonalen Umweltschutzgesetzgebung sein.
Die aktuellen Verkehrsanteile in Winterthur (Ziel-, Quell und Binnenverkehr, Wegstrecken, Mikrozensus 2005) liegen bei 11% fürs Velo (LV), 34% für den öffentlichen Verkehr (öV) und 55% für den motorisierter Individualverkehr (MIV). Die Initiative fordert bis 2025 eine Verschiebung des Anteils MIV von 10% zugunsten der anderen, effizienteren und umweltfreundlicheren Verkehrsarten. Dies ist weder vermessen noch unmöglich. Ganz im Gegenteil.
Zum Beispiel Velo: Andere Städte mit vergleichbarer Topografie haben viel grössere Veloanteile. Münster (D): 30%, Amsterdam (NL) gar 50%.
Zum Beispiel Strasse: 1000 Autos zur Spitzenstunde pro Richtung auf der Frauenfelderstrasse beim Bahnhof Oberwinterthur. In jedem Fahrzeug sitzt im Mittel kaum mehr als eine Person! Wären die Autos stattdessen nur schon mit 2 Personen besetzt hätte es auf der heute verstopften Strasse problemlos Platz für doppelt so viele Stadt -oder Regiobusse wie heute. Diese würden ein Mehrfaches an zusätzlicher Transportkapazität zur Verfügung stellen!
Zum Beispiel Bahn: Es braucht keine neue „Entlastungsstrasse Oberwinterthur“ zum ehemaligen Sulzerareal. Das Zentrumsgebiet Neuhegi ist mit drei S-Bahnhaltestellen hinreichend erschlossen. Mit einem regionalen Agglo-Bahn Konzept, klugen Bike-, Park-and-Ride Konzepten sowie optimaler Vernetzung mit Stadtbus könnte soviel Pendler-, Freizeit- und Einkaufsverkehr aufgenommen werden, dass die bestehenden Strassen für die verbleibenden, notwendigen Autofahrten vollkommen genügen würden.
Fazit: Der Verkehr ist mit gegen 40% an unserem übermässigen CO2-Ausstoss beteiligt, Anteil steigend. Nur schon aus Klimaschutzgründen muss dieser mehr in die Pflicht genommen werden. Statt neuen Strassen sind intelligentere Alternativen zu fördern und zu fordern. Gerade in der Agglomeration sind diese durchaus möglich. Damit steigt auch die Lebensqualität für die Winterthurer Wohnbevölkerung. Was dem Bund mit konkreten Verlagerungszielen (z.B. beim alpenquerenden Güterverkehr) recht ist, sollte auch der Stadt Winterthur (künftige Verkehrsanteile) billig sein!