Stoppt das Gletschermorden!

Do 05.10.17

So oder ähnlich könnte die Petition einer Umweltorganisation lauten, die sich dafür einsetzt, den Klimawandel zu bremsen. Den Klimawandel kann man in der Schweiz besonders gut mit eigenen Augen sehen. So war ich diesen Sommer öfters im Hochgebirge unterwegs. Die Bäche aus den Gletschern waren mächtig angeschwollen wie noch nie, die Gletscher aufgeweicht und mit Wasser bedeckt, das rasche Abschmelzen der Gletscher überall sichtbar. Sehr anschaulich zum Beispiel beim Ochsentalgletscher am Piz Buin: dort ist die Gletscherhöhe der letzten Jahre als Linie auf einen Felsen gesprayt. Noch vor 5 Jahren war der Gletscher mindestens drei Meter höher als heute. Neuste Prognosen sagen, dass die Gletscher bis in 80 Jahren in der Schweiz fast vollständig verschwunden sein werden.

Zunahme von Katastrophenereignissen weltweit

Auch der verheerende Bergsturz von Bondo ist Folge des Klimawandels und des Gletscherschwundes. In den nächsten Jahren werden als Folge des Gletscherschwundes noch viele Bergstürze weit grösseren Ausmasses erwartet. Die Zunahme von Katastrophenereignissen findet also nicht nur in Bangladesh oder im Golf von Mexiko, sondern direkt vor unserer Haustüre statt. Ich frage mich: Weshalb gibt es keinen Aufschrei der Bevölkerung und auch keine Petition mit obigem Titel? Es ist mittlerweile unbestritten, dass das Verbrennen von fossiler Energie in den letzten Jahrhunderten zur Erderwärmung und zum Klimawandel geführt hat und weiter führt. Es ist deshalb ein Gebot der Stunde, soviel als möglich dagegen zu unternehmen.

Wärmeproduktion aus erneuerbarer Energie

Die Bevölkerung der Stadt Winterthur stimmte 2012 dem Ziel der 2000-Watt und zwei-Tonnen CO2- Gesellschaft mit einer satten Mehrheit zu. Diese Vorgaben sind verpflichtend und der Stadtrat muss Strategien und Projekte präsentieren, die eine Umsetzung dieser Vorgaben bis 2050 realisierbar macht. Ein solches Projekt war Aquifer im Neuwiesenquartier. Der 70-Mio-Kredit für dieses Projekt wurde von der Bevölkerung im Jahre 2015 in einer Volksabstimmung genehmigt. Gebäude machen in Winterthur über 40% der Treibhausgasemissionen (insbesondere CO2) und rund ein Drittel des Primärenergieverbrauches aus. Das Projekt Aquifer im Neuwiesenquartier hätte genau hier angesetzt: Wärmeproduktion aus erneuerbarer Energie für mehrere grössere Gebäude. Damit wären diese Gebäude mit erneuerbarer Energie zentral versorgt worden und es hätten grössere Mengen an Treibhausgasen eingespart werden können. Leider wurde das Projekt durch den Stadtrat aus finanziellen Gründen gestrichen. Die Rentabilität sei im jetzigen Umfeld mit tiefen Energiepreisen nicht mehr so hoch, wie ursprünglich berechnet.

Ziel: 2000-Watt-Gesellschaft

Ich frage mich: darf die Stadt lediglich in Projekte investieren, die hoch rentabel sind, um ihre Ziele zu erreichen? Die Stadt muss sich in Richtung 2000-Watt Gesellschaft bewegen. Dies ist nur möglich, wenn für das Heizen der Gebäude kaum mehr fossile Energie verbraucht wird. Technisch ist das kein Problem, überall entstehen Häuser, die kaum Heizenergie benötigen. Dass diese Investitionen in die Zukunft etwas kosten, ist klar. Allerdings freut man sich nachher jedes Jahr, wenn die Heizkostenabrechnung kommt und das Heizen fast gratis ist.

Die Grünen Winterthur haben eine Petition mit dem Titel „Winti erneuerbar – Zeit zu handeln“ lanciert. Darin wird der Stadtrat aufgefordert, den Klimaschutz und den Umstieg auf erneuerbare Energien anzupacken. Unterschreiben Sie noch heute: Winti erneuerbar! Zeit zu handeln.

Winterthur, 5. Oktober 2017, Doris Hofstetter, Gemeinderätin Grüne