Konsequente Klimapolitik

Sa 23.02.19

Konsequente Klimapolitik: Keine "Energieschleuder" Traglufthalle, langfristiger Ausstieg aus dem fossilen Erdgas.

GGR Sitzung vom 25. Februar 2019: Die Grünen/AL werden sich einstimmig gegen das Projekt Traglufthalle über dem Freibad Geiselweid aussprechen. Falls sich im Rat dafür eine zustimmende Mehrheit ergibt, werden die Grünen für ein Behördenreferendum Unterschriften sammeln. Gleichzeitig reichen wir ein Postulat ein, welches die Behörden auffordert, für den langfristigen Ausstieg aus dem kommunalen Verbrauch von fossilem Erdgas, einen Plan vorzulegen.

Die letzten drei Jahre waren weltweit und teilweise auch in der Schweiz die wärmsten Jahre, die überhaupt je aufgezeichnet wurden. Ein klares und unmissverständliches Zeichen der immer stärker spürbaren Auswirkungen des CO2-Eintrages in die Atmosphäre. CO2 welches zu einem grossen Teil aus der Verbrennung fossiler Energievorräte stammt. In der letzten Zeit verstummten die Stimmen, welche diesen Zusammenhang verleugnen, zunehmend. Kein Wunder: Die Modelle, welche bereits seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts vorliegen, hatten dies schon damals vorausgesagt und werden durch die laufenden Messungen und Analysen jährlich deutlicher bestätigt.

Unter diesen Umständen ist es unverantwortlich, nicht zwingend benötigte Objekte wie eine Traglufthalle zu erstellen, welche auf Jahrzehnte hinaus zusätzlich fossiles Erdgas verbraucht und selbst nicht einmal die heutigen - gemäss internationalen Vereinbarungen noch nicht wirklich genügenden - Minimalstandards der Wärmedämmung einhält. Die Winterhalle, welche über dem Freibad Geiselweid geplant ist, würde - über die Heizzentrale der KVA - intensiv mit fossilem Erdgas beheizt. Grund dafür ist, dass im Winter aus der Kehrrichtverbrennung jetzt schon nur knapp genügend Wärme für das bestehende Netz (Fernwärme und Stromproduktion) zur Verfügung steht. Genau deshalb gäbe es dazu auch zu Recht vom Kanton keine Bewilligung. Nun wird versucht, mit Zukauf von Biogas-Zertifikaten aus dem Ausland, eine CO2-Neutralität herbeizureden, die es so nicht wirklich gibt. Erstens gibt es überall viel zu wenig Biogas, wir konkurrenzieren damit lediglich andere, allenfalls zwingendere Nutzungen eines sehr knappen, einigermassen CO2-neutralen Produktes. In der Schweiz wird heute gerade mal 1% des gesamten Gasverbrauchs als Biogas eingespiesen. Klammerbemerkung: Der WWF schätzt das Potential von erneuerbarem Gas aus heutiger Sicht und inklusive alle verfügbaren/absehbaren Technologien auf maximal rund 10%. Zweitens: Zwar wird im EU-Raum, teils mit sehr fragwürdigen Methoden, in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion, vermehrt Biogas hergestellt. Wollte man dies im noch grösseren Stile tun, wären Ernährungssicherheit und Nachhaltigkeit hochgradig in Frage gestellt. Drittens wird einmal mehr auf die "Kompensation" im Ausland gesetzt, was die Verantwortung für die CO2-Reduktion aufs Ausland abschiebt. Reto Diener dazu: "Geht gar nicht, die Klimaziele lassen uns, wenn wir sie Ernst nehmen wollen, gar keine andere Wahl, als hier NEIN zu sagen".

Die Nutzung von fossilem Erdgas, aktuell in vielen Gebieten Winterthurs als Brückentechnologie zum Ersatz von Erdöl im Einsatz, hat ebenso wie letzteres, eine klare Ablaufzeit, um oder kurz nach der Mitte des laufenden Jahrhunderts. Bis dahin spätestens muss der CO2-Eintrag aller Länder der Erde auf Netto-Null sinken. Das ist schon sehr, sehr bald. Rund zwei Drittel der Zeit (seit den 1970er Jahren) ist mit viel zu zögerlichen Massnahmen bereits vertrödelt worden. Die Fraktion Grüne/AL reicht deshalb - gemeinsam mit SP, GLP und EVP - an derselben Sitzung ein Postulat ein, welches den Stadtrat auffordert, für diesen Ausstieg einen Plan vorzulegen. Es gilt keine Zeit mehr zu verlieren, ab spätestens etwa 2025 muss auch der Ausstoss von CO2 aus fossilen Erdgas deutlich zum Sinken kommen.

 

Medienmitteilung Grüne Winterthur, 23. Februar 2019

 

Nachtrag von der GGR-Sitzung vom 25. Februar:

  • Eine knappe Mehrheit (27:26) entscheidet für die Traglufthalle.
  • Wir haben sofort für das Parlaments- (Behörden-)Referendum gesammelt und es kam locker zustande
  • Das Volk wird auch dieses Mal das letzte Wort haben.