Traglufthalle - Votum GGR

So 03.03.19

Reto Diener (Grüne/AL)Visualisierung der Traglufthalle

Die Grüne/AL-Fraktion stellt sich auch hinter den Anspruch oder hinter die Forderung, dass man mehr Schwimmfläche haben sollte im Winter. Das ist selbstverständlich so. Wir finden auch, wir haben eher zu wenig. Grundsätzlich ist das so, die Statistik gibt uns da recht. Und das hat ja auch Michi Gross gesagt (und ich bin erstaunt, wie oft ich mich heute Abend in seinen Voten wiederfinde – das gibt es relativ selten, aber das ist heute so).  

Aber man muss jetzt doch einige Dinge noch aus einem etwas anderen Licht anschauen. Und wenn wir jetzt von den knappen Verhältnissen sprechen, dann ist es auch für andere Sportarten so, dass sie knappe Verhältnisse haben. Wir wissen, dass die Fussballer extrem knappe Trainingsmöglichkeiten haben, und auch in der Eishalle ist es nicht so, dass es nur die Garderoben sind, die ein Problem sind. Auch dort hat es zum Teil eine sehr starke Übernutzung, wie man so schön sagen kann.  

Die vorgeschlagene Lösung, die wir jetzt da mit dieser Traglufthalle auf dem Tisch haben (siehe Visualisierung im Bild), ist (wie Michi Gross es schon gesagt hat) eigentlich eine Aufwärmung von einem bereits bestehenden Konzept, bei dem man dachte, man könne das sehr günstig und ganz schlank haben. Und wir sehen jetzt, wo es auf dem Tisch liegt, dass es weder sehr günstig noch ganz schlank ist. Und es ist auch extrem anspruchsvoll, überhaupt dafür eine Bewilligung zu erhalten.  

Aus unserer Sicht, von den Grünen/AL, ist diese Lösung nicht zielführend. Sie kann nicht befriedigen, und das sind mehrere Gründe, die dafürsprechen. Zum einen, das wurde auch schon erwähnt: Diese Halle, die quasi als «Ballonwurm» in das Quartier hineingestellt wird, ist so was von hässlich. Und das Teil wird mehr als 15 Jahre stehen. Das wird mit sehr grosser Sicherheit mehrere Jahrzehnte dort stehen, allenfalls auch schon mal ersetzt werden.  Zusätzlich bringt das Teil auch Emissionen ins Quartier, das wurde auch schon kurz erwähnt. Diese Halle muss belüftet werden. Da gibt es einen Druck, der erstellt werden muss. Und dieser Luftdruck muss mit einem Gebläse hineingeblasen werden. Und das wird man nicht einfach komplett verstecken können. Das wird ein Hintergrundgeräusch geben, das in diesem Quartier auch nachts, wenn es ruhig ist, sehr gut zu hören ist.  

Und zuletzt, das ist natürlich unser Hauptargument: Das Teil ist eine Energieschleuder par excellence. Auch wenn es mit den neuesten Materialien ein bisschen besser ist als vielleicht noch vor ein paar Jahren. Es sind immer noch Werte ungefähr in der Grössenordnung dieses Cabrio-Daches. Das Cabrio-Dach wäre ein bisschen besser gewesen (damals deutlich besser) als die Traglufthalle. Heute ist die Traglufthalle ungefähr in dem Mass, in dem das Cabrio-Dach gewesen wäre.  Es bläst einfach Energie in die Luft hinaus, 4-5 Mal schlechter mindestens als nur der Standard für ein normales Gebäude.
 
Und dann heizen wir das Teil mit der Energie der Kehrichtverbrennungsanlage, mit der Fernwärme. Ja, meine lieben Damen und Herren, das ist gar nicht möglich, denn wir haben dort zu wenig von dieser Fernwärme, bzw. der Kanton hat uns gar nicht erlaubt, das zu nutzen, weil wir dann eben nicht gleichzeitig Strom oder Wärme an die Haushalte liefern können. Und das geht dann einfach verloren. Das hat das Gesetz des Kantons vorgesehen und deshalb hat er uns auch die Bewilligung dafür nicht gegeben.  

Jetzt hat man einen Trick gefunden, den Trick mit dem Biogas-Zertifikat. Der macht es – Entschuldigung – nicht besser. Wir müssten lokal in der Heizzentrale der Kehrichtverbrennungsanlage genau gleich mit fossilem Erdgas heizen. Und die Zertifikate, die wir da kaufen, die müssen wir im Ausland kaufen. Ja, liebe Leute, wir sind wieder in der gleichen Diskussion:

Unsere Verantwortung schieben wir ins Ausland ab. Geht nicht! Wir wollen wenn schon etwas erstellen, das wir hier verantworten können, vor Ort, in der Stadt Winterthur. Und nicht irgendwo anderen quasi den Auftrag geben, dass sie irgendwo ein bisschen Biogas für uns produzieren sollen. Und dann, das kommt noch dazu, das Biogas, das irgendwo im Ausland, in Europa produziert wird, das ist heute häufig als Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion erzeugt. Weil wir eben viel zu wenig haben von diesem Biogas und es nachgefragt wird. In der Schweiz ist es gerade ein Prozent des Verbrauchs von fossilem Gas, den wir ersetzen können. Da kommen wir nirgends hin. Es ist ein knappes Gut – und das knappe Gut ist im Ausland genau gleich. Es wird dort sogar noch mit der No-Go-Strategie, dass man auf den Feldern irgendwelche Produkte hat, die man dann nur anbaut, um sie zu vergasen, und dann auf den Feldern nicht Nahrungsmittel produzieren kann. Geht nicht! Und mit diesen Zertifikaten kann uns niemand am Schluss garantieren, ob diese so oder so Biogas produziert haben.  

Eine ausführliche Studie, die letztes Jahr vom WWF gemacht wurde zum Thema Ersetzen von Gas, von fossilem Gas in unserem Verbrauch, kommt zum Schluss, dass max. 10% Grössenordnung, mit allen Technologien, die heute im Markt existieren oder in der Entwicklung weit fortgeschritten sind, ersetzt werden können. Da sind wir einfach weit weg von etwas, das wir einfach brauchen können, weil es das einfach gibt und weil wir das nicht für etwas anderes brauchen. Was ja genau die Argumentation und Begründung des kantonalen Gesetzes ist. Wenn man es jetzt einfach so missbraucht, sind wir wirklich an einem ganz schrägen Ort. Und das Biogas hilft uns letztendlich in der Bewertung der energietechnischen Situation nichts. Wir lösen das Problem nicht, wir verschieben es einfach auf das Ausland. Das ist keine Lösung. Deshalb sagen wir dezidiert Nein zu einem solchen Projekt, wie wir es auch schon beim Cabrio-Dach gesagt haben. Wir waren dort beim Referendum zuvorderst dabei. Die Grünen/AL waren die einzige Fraktion, die von Anfang an zu dieser Traglufthalle ein Nein gab.  

Wir sind aber sehr dafür und würden das sehr unterstützen, dass man ein Projekt aufgleist, das jetzt ernsthaft die Thematik mit einem zweiten Hallenbad angeht. Und ich meine auch, da bin ich sehr einig mit dem, was auch andere schon sagten heute Abend, das müssten wir gemeinsam versuchen zu machen. Es kann nicht sein, dass diejenigen, die jetzt von aussen gekommen sind, die uns quasi mit dieser Initiative nochmals beauftragt haben, doch diese Ballonhalle zu machen, dass diese nicht etwas beitragen dazu. Sie haben da ja jetzt auch gesagt, sie wollten mithelfen. Dann sollen sie mithelfen. Diese Gemeinden sollen mitfinanzieren. Nicht dass wir die Tarife erhöhen für die, die von auswärts kommen. Das funktioniert nicht, da muss ich Dir widersprechen, Thomas. Das wird nicht funktionieren. Aber was funktionieren kann, ist ein Verband – ein Zweckverband oder etwas ähnliches, bei dem man gemeinsam einen Finanzierungsschlüssel festlegt und das gemeinsam anpackt. Und zwar jetzt, nicht irgendwann. Jetzt ist Zeit für das. Und es ist sinnvoll und zweckmässig, wenn wir das angehen. Und dieses Projekt da empfehle ich definitiv zur Ablehnung.

>> Votum im Grossen Gemeinderat vom 25. Februar 2019